Liebe LeserInnen,

Es ist »Alles« irgendwann, »das erste Mal«. So habe ich in diesem Jahr tatsächlich »ein Interview über ein Interview« geführt. Als sich der Leser Wolfgang im Frühling mit seiner Lesermeinung meldete, spitzten sich meine Ohren – denn wenn sich jemand Gedanken macht, die ihn sogar veranlassen sich schriftlich dazu auszudrücken, dann hat ein Prozess stattgefunden. Es dauerte zwar ein wenig, bis wir uns auf einen Termin einigen konnten, aber bald fuhr ich nach Essen. Um nicht, wie man es leider all zu oft auf der Autobahn beobachten kann »auf der Schiene zu fahren«, legte ich mir kein Konzept vor … wir unterscheiden uns, da ist eine Schiene unangebracht. Nicht umsonst wirft man – vor allen augenblicklich in der ausländischen Presse  – der Deutschen Mentalität »die geistige Schiene« vor. Aber besser ich äußere ich mich nicht zu dem politischen Dilemma …

Ich betrat offen, aber ein wenig durstig die Wohnung von Wolfgang – der Tee wartete schon. Sogleich wurde ich mit einem Wort konfrontiert, dass ich seit mindestens 3 Jahrzehnten nicht gehört habe, da es in Frankreich keine »Teilchen«, im Deutschen Sinne gibt. Wer mit Teilchen nichts anfangen kann - es handelt sich um Hefestücke.
Was das Gespräch erbrachte, können Sie am Ende dieser Edition lesen.
Es war ein Gespräch mit offenem Ende, denn Wolfgang hat jetzt das Problem, dass er seine einmal geäußerten Gedanken, in seine Lebensführung »einbauen« muss. Viel Glück …



Bei jedem Gespräch mit einem Aikidōka, kommt es zwangsläufig dazu, ja es ist an der Tagesordnung, dass das Wort »Krise« negiert wird. Dass es dem »Aikidō« aber nicht gut geht, dass die Interessenten ausbleiben, beschäftigt uns alle länger als nur zwei Jahre. Ich schrieb schon einige Male, wie bereits bei der Erwähnung sofort der Kopf geschüttelt wurde … »bei uns nicht«. Diese Reaktion ist typisch für das Unangenehme im Leben, »fast so normal«, wie das Heben der Hände.
Aber das Verschließen der Augen half uns nur in unserer jüngsten Kindheit, wenn wir hofften, damit die Realität zu umgehen.

Die Konzepte für das Ändern dieser Situation, die mir aus aller Welt zukommen, sind vielschichtig und gut [gemeint] – Ich habe 1972 mit Aikidō begonnen, aus einer Mentalität heraus bin ich zu diesem »Frauen-Sport« gegangen und »hängengeblieben«. Zu der damaligen Zeit war


die politische Prägung pazifistisch. Die Mütter schickten zu Hauf ihre Kleinen in das Aikidō-ohne-Kampf; ohne-Wettkampf. Ich bin früher, wenn ich es einrichten könnte, donnerstags nach Köln gedüst. Herr Asai gab im Bushido in der Ehrenstraße Aikidō …  Wenn ich, was selten vorkam, zu früh war, dann konnte man eine sehr lange Tatamireihe mit zirka 180 (!) Kindern beobachten – die dazu noch »diszipliniert« Herrn Asai folgten. Oder schauen Sie sich noch einmal das Interview mit »Jisch« aus Luxemburg an, mit seinem und seiner Frau Dilettes  »Kindergarten-Aikidō«(!)  Heute? Im Allgemeinen Nada.

Dazu haben wir in den Dezember-Editionen, der Deutschen und der Französischen einige Kommentare. Ich habe den meinigen in der Schublade gelassen, werde ihn aber für die März-Edition hervor holen.



Und nun etwas ganz anderes, wir möchten unsere Leser bitten, mit uns in einem »kollektiven kokyu rokyu«, 25 Kerzen auszublasen! Also, alle gemeinsam:
»Aïkidojournal, otanjobi omedeto gosaimasu«!!



    Viel Freude mit dieser Edition.

    Die Mannschaft und Ihr

Horst Schwickerath


wünschen ein friedliches Jahresende

 

© Copyright 1995-2024, Association Aïkido Journal Aïki-Dojo, Association loi 1901