Horst Schwickerath

Liebe Leserinnen, liebe Leser,


dieses Editorial muss ich leider mit einer traurigen Nachricht beginnen - am Donnerstag den 19. Mai verstarb Koichi Tohei im Alter von 91 Jahren.

Tohei, der bei O Sensei Aikido zu praktizieren begann, wurde hinter vorgehaltener Hand als dessen Nachfolger "gehandelt". Die Familie hat sich aber für die Tradition entschieden und Kisshomaru Ueshiba das Erbe antreten lassen.

So gründete Koichi Tohei den Ryu Ki nu Kenkyukai und Shin Shin Toitsu Aikido.

Wir drücken unsere tiefe Anteilnahme aus.

In der letzten Ausgabe wies ich Sie bereits daraufhin, dass ich mit M'barek Alaoui, anlässlich eines Lehrganges in Agadir, ein Interview machte. Auch konnten Sie aus dem Interview mit Lahcen Abachouch heraus lesen, dass es in Marokko viele Probleme gibt. Wöchentlich erreichen mich neue Nachrichten über Umwälzungen, die dort stattfinden.

Wie Sie bereits gelesen haben, verschwand aus der Kasse des Aikidokomitees von Marokko das Geld von über 200 Aikidokas, welches für deren Aikikaigraduierung vorgesehen war. Für Europäische Verhältnisse ist eine solche Summe schon sehr groß - für Marokkanische Verhältnisse ist eine solche Summe gigantisch.

Nach dem Lehrgang in Agadir hatte ich nun die Gelegenheit mit M.Alaoui zu reden und wollte auch über diese Problem mit ihm sprechen - aber trotz der Schande will niemand darüber sprechen. Man schweigt. Ja, man ist sogar "étre fâché"! [man ist beleidigt, weil der Aikikai die Tür verschlossen hat]. Aber genau darin liegt ein großer Fehler, denn wenn schon niemand etwas unternimmt, wenn eine große Summe "verschwindet", so kann ich ja getrost weiter "nehmen"... oder? Lesen Sie meine Bemerkung in dem Interview, über den bärtigen Präsidenten aus Agadir und was sich dieser Herr bei diesem Lehrgang erlaubte...



Sicherlich wird Sie der ungewohnte Stil des Interviews ab Seite 33 verwundern. Zwischenzeitlich war ich geneigt es nicht zu publik zu machen - vielleicht wäre das besser ... aber ich entschloss mich für die Veröffentlichung. Denn auch diese Dinge sind im Aikido zu finden - das ist Alltag, also auch Aikidoalltag !

Wenn Sie der Meinung sind, dass ich Asche über mein Haupt streuen soll - dann sagen Sie mir es ruhig (ich habe hier auch Holzöfen, an Asche mangelt es nicht).

Doch wie immer gibt es auch hier ein "Aber". Denn ich lernte ja auch Aikidoka in Agadir kennen, die ich nicht missen möchte - denn schließlich wurde ich durch sie auf die Zustände aufmerksam. Auch sie empfinden diese Situation als störend - sie wollen doch nur Aikido praktizieren, werden aber selbst in den Dojos, in denen sie unterrichten, von den Besitzern "an der Nase geführt"!

Was aber tun in einem Land, in dem das moralische Verständnis wesentlich archaischer ist, als wir es nun gewohnt sind?

Oder verschließen wir nur an der falschen Stelle die Augen?

Ich muss Sie leider wieder vertrösten, was die Reportage über meine Reise in die Ukraine angeht, aber die Zeit ... - wahrscheinlich muss ich noch einmal hinfahren :-)

Ich wünsche Ihnen Lesefreunde mit den Interview mit Hans Bruning, René VDB, sowie dem Portrait von P. Oliver, den Reportagen und Gedanken ...

Mein persönlicher Dank an die fleißigen Übersetzer und Berater, die erst diese Ausgabe wieder ermöglichten.

Schon einige Mal wiesen wir darauf hin, dass wir uns vorbehalten, Texte zu kürzen, wir hoffen auf Ihr Verständnis.




Die Mannschaft des AJ

 

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