Horst Schwickerath

Die Fernsehwelt führte mich vor einiger Zeit in Urzeiten. Ich konnte staunend „miterleben“, wie die unumschränkten Herrscher mit müßiger Zufriedenheit meterhohe Bäume entwurzeln, um an das proteinreiche Blattwerk und die eisenhaltigen Wurzeln heranzukommen.

Um einen Baum umzubrechen, braucht der Elefant meistens nur seine Stirn gegen den Stamm zu lehnen und mit den vier bis sechs Tonnen Körpergewicht zu drücken. Falls ein Baum widersteht, tritt der Elefant einige Schritte zurück und geht dann ruhig auf schlurfenden Füssen wieder auf den Baum zu, als stünde dort gar keiner – und dann steht dort auch keiner mehr!

Dieses fiel mir unabhängig von einander, in den beiden längeren Gesprächen, die ich mit Rüdiger Keller aus Bremen [der erste Teil dieses Gespräches veröffentlichen wir in der letzten Ausgabe] und Kurt Bartholet aus Zürich [dieses Gespräch können Sie in diese Ausgabe lesen] führte wieder ein. In beiden Gesprächen näherten wir uns dem Thema „ki“, und der damit scheinbar schwierigen Auseinahndersetzung mit diesem Zustand – der eigentlich kein Zustand ist. Zumindest Kurt Bartholet scheint sein „Erlebnis“ damit gehabt zu haben.

In Ihrem und meinem Interesse verändere ich häufig mit dem Ziel, die Qualität entscheidend zu verbessern. Sicherlich – eine gewisse Blindheit habe ich als Quereinsteiger, so kam es das Wolfgang Fürst mich Ansprach und dem AJ seine Dienste anbot… So sollte eigentlich schon die Märzausgabe..., aber bekanntlich Schießen die Preußen nicht so schnell – erst musste einiges Technisches und die Software … gehebelt werden, nun aber liegt das Resultat vor.

Ich kann Ihnen versichern, die Elefanten sind schneller beim Baumentwurzeln – das sind zweifelsfrei ihre Vorteile.

Einige werden sich bestimmt an der neuen Aufmachung stoßen oder finden wieso immer alles verändern oder neu machen.

Damit müssen wir leben. Nun, Ihre Meinung würde mich trotzdem Interessieren, ich freue mich auf Ihre Zuschriften.

Ein einfaches Ausführen von Techniken scheint ebenso verwirrend auf uns zu wirken, wie das Baumentwurzeln. In den Anfängen des Aikidos in Europa, wurde noch eine Kampfkunst vermittelt. Lehrer wie Tadashi Abe oder auch Tohei (in jungen Jahren) waren alles andere als Engel auf der Matte. In weniger als 30 Jahren wandelte sich dieses, unter den Einflüssen unserer gesellschaftlichen und politischen Entwicklung. Nach der Technikwelle wurde nun eher nach „inneren“ und philosophischen Werten gesucht.

Ich habe bisher von keinem Dojo, Schule oder Verein gehört, in dem der Lehrer, selbst wenn es ein sogenannte direkte Schüler des Gründers O Sensei ist, der ein einfaches Ausführen, unter diesen neuen Aspekten wirklich vermitteln noch erklären kann. Vielleicht war ich nicht aufmerksam genug, und habe einige Übersehen, anderseits aber sehe und höre ich immer wieder von diesen „Schwierigkeiten“ des kraftlosen Übens (s. o. Kurt Bartholet).

Liegt es am zeitlichen Mangel, sprich zu wenig Training? Da es aber auch unter allen Lehrern keine gemeinsame Linie gibt – die Hierarchie des Aikikai sehe ich nicht als eine solche, die aber auch nicht die einzige Linie darstellt – frage ich mich ob dieses, aus Filmen bekannte und teilweise geliebte, ungestörte umher wandert O Senseis zwischen vielen Angreifern, denen es nicht gelingt Hand an ihn an zu legen, die aber trotzdem in alle Richtungen geworfen werden, und dies ohne größeren physischen Kontakt, eine Energiearbeit ist, oder ein Schauspieleinlage [es gibt natürlich auch die klare „Abmachung“, wenn du nicht fliegt, dann bricht etwas)? Keiner, auch nicht die direkten Nachfahren O Senseis könnten, oder haben dies je erklärt. Warum gibt es keinen Konsens über die Lehre Aikido?

Klar ist, das O Sensei nicht der Vater des „modernen Aikidos“ ist, anderseits sagt jeder direkte Schüler, dass seine Entwicklung, für sie, die Üben wollten, immer „bizarrer und unverständlicher“ wurde. Ein modernes Aikido ist eher das Werk seines Sohnes Kisshomaru, Tohei und Yamaguchi, sowie die weltweiten gesellschaftspolitischen Änderungen.

Ihr Aikidojournal-Team

 

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