Horst Schwickerath

Ich weiß, dass ich mich wiederhole, aber angesichts so mancher Reaktionen, die uns via Brief, E-Mail oder Anruf erreichen, muss ich es nochmals – auch auf die Gefahr hin, dass es wieder verhallen wird – »herausrufen«: Artikel, die unterschrieben sind, vertreten die Meinung oder den Standpunkt des Autors und spiegeln nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wider!!

Gegendarstellungen sind immer gern gesehen und willkommen. Ja, ich möchte sogar sagen, dass das Aikidojournal für jeden offen ist, denn ich gehe davon aus, dass die Leser groß genug sind, um sich ihre eigene Meinung daraus bilden zu können.

Andererseits sehe ich an den Reaktionen einiger Leser, dass es manchem Aikidoka an Kampferfahrung fehlt, denn ein kampferfahrener Mensch wägt ab, die »Gewinn- und Verlustrechnung« ist gerade für ihn ein wichtiges Instrument. Auch prägt diese Erfahrung seinen Respekt. Nur unerfahrene Aikidoka reagieren respektlos und »randalieren« mit Worten und Pamphleten, sie wollen provozieren. Beide Verhaltensweisen aber gehören nach meiner Meinung in die gleiche unterste Schublade.

In den Ausgaben 47D und 48D veröffentlichten wir einen Artikel von Dr. K. F. Leisinger (Ehrenpräsident des Aikikai): »Wie Aikido in Deutschland begann und der Aikikai sich entwickelte.« Daraufhin erhielten wir Leserbriefe, die ich eigentlich nicht veröffentlichen wollte (aber, siehe oben: Gegendarstellungen sind immer gern…) – wie gesagt, ich gehe davon aus, dass unsere Leser sich ihre eigene Meinung bilden können. Leider war es uns nicht möglich, das auf Seite 18 angedruckte Schreiben zu korrigieren oder umzuschreiben, deshalb entschloss ich mich, nur einen kleinen Anfangsausschnitt diese Schreibens zu veröffentlichen. Wer das Ganze lesen möchte, muss sich auf www.aikidojournal.eu begeben, dort werden wir »den Artikel von Herrn Leisinger und die Leserbriefe« ins Netz stellen. Ich möchte nicht, dass künftig im Aikidojournal in einer Form diskutiert wird, die möglicherweise sogar in der Bild-Zeitung keinen Abdruck finden würde. Wenn Herr Leisinger einen solchen Artikel schreibt, dann ist das seine Sache. Wenn aber, möglicherweise zu Recht, Sie auf diesen oder andere Artikel antworten möchten, dann bitte ich darum, folgende Botschaft zu beherzigen: Das Gute in der Welt entsteht durch gutwillige Interaktion, das Böse durch Böswilligkeit. Die Böswilligkeit könnte man gleichsetzen mit der Verweigerung des Mitgefühls. Die Gutwilligkeit wiederum ist die menschliche soziale Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen und entsprechend zu handeln, die Böswilligkeit wiederum die menschliche Fähigkeit, dies zu verweigern. Es geht also bei diesen moralischen Kategorien um das Prinzip der Empathie – und darum, dass das Gute eine Sache des Trainings und der Reife ist, das Böse dagegen aber eine primitivere Daseinsform.

Mit der letzten Ausgabe ist stillschweigend der Geburtstag der 50. Aikidojournalsausgabe vorübergezogen, niemand hat Kerzen ausgepustet… vielleicht ist es auch gut so, nach dem Motto: »Man wird älter und bemerkt es nicht.« So bleibt mir nur übrig, mich bei Ihnen, den Lesern, für Ihre Treue zu bedanken.

 

 

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