von Anastasia Lysenkova

Ein schrecklicher Traum

Redakteurin Anastasia
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  Technische Redakteurin


 


 


Ein schrecklicher Traum


 


Ich denke, es ist ein schrecklicher Traum …


Ich werde mich immer an den 24. Februar 2022 erinnern! Jetzt weiß ich sicher, dass wir (ich) um fünf Uhr morgens Angst haben werden, nicht vom Wecker geweckt zu werden, der mich normalerweise stört, sondern von den Explosionen. Von ständigen, ununterbrochenen Explosionen in verschiedenen Teilen der Stadt. Der Stadt, die kein sicherer Ort mehr ist, sein kann …  und höre:


»Jetzt hat es hat begonnen, mach dich bereit!«


»Fang schnell an, die wichtigsten Dinge einzupacken, auch wenn du nicht ganz verstehst, was da passiert!« In diesem Moment reist mich das Telefon aus meinen Gedanken, es sind Anrufe von Freunden und Verwandten, mit der Bitte, schnell zu packen und zu gehen … es ist surrealistisch, ich bin doch zu Hause.


Wir sind gegangen, begleitet von lauten Explosionen und Erschütterungen – große Angst und Unverständnis breitet sich aus; was wird als Nächstes passieren? Nach nun drei Wochen bin ich in der Lage, diese unbeschreiblichen unbekannten Gefühle überhaupt zu Papier zubringen. Es ist vergleichbar mit der Leere, die mir den Boden unter den Füßen entreißt.


Als ich in meine Heimat kam, zu meinen Verwandten, war es einfacher – »zu Hause« ist es immer ruhiger. Erst jetzt wurde mir klar, dass dies kein Traum ist …


Aber schon ein paar Tage später wurde ich erneut aus meiner Normalitätsverzerrung gerissen – die schreckliche Realität hatte mich wieder eingeholt, aus der ich doch meinte entkommen zu sein.


Gesprengte Brücken, ständige Angst, Angst, ans Fenster zu gehen oder auf die Straße zu gehen, laute Explosionen, Angst vor Einbruch der Dunkelheit und eine absolute Unlust zu essen oder zu schlafen. Wo bin ich gelandet, wo ist meine Heimat, wo ist sie, die Ukraine … Was will man von uns?


 


All die Todesfälle der Menschen, die bereit nach wenigen Tagen verstorben sind, das trifft mich am Meisten – ich kenne sie doch alle, sie sind doch noch so jung, sie wollten doch »nur« ihre Ukraine verteidigen und sind oft aus »ERSCHÖPFUNG« verstorben, warum nur?


Und doch ist das Schlimmste, dass für jeden von uns ein neuer Tag der letzte sein kann. Woher sollen wir einen Funken Optimismus, für das Leben nehmen können – weshalb bombardiert man uns?


Man kann an Bomben sterben, wenn man »nur« für ein Brot oder Milch ansteht, wenn man, wie all die Freiwilligen, die nur rund um die Uhr zu helfen versuchen … dann doch von der Straße gerissen werden – oder wenn man nur die Straße entlang gehen oder sogar zu Hause, wenn diese schrecklichen Granaten einschlagen oder sogar wenn man in einer Notunterkunft sitzt – man ist nirgends mehr in Sicherheit, diese Erschöpfung …  wo soll man denn noch sitzen können?


 


»Der Krieg ist vorbei, wir kehren nach Hause zurück«! – Davon träumt jeder Ukraine – einfach nur aufwachen aus diesem schrecklichen Traum.


 

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