Worte des Gründers - vierter Teil.

Nach dem ins Englische übersetzten Memorandum aus der Zeitung des Aikikai »The Aikido« aus dem Jahre 1988.

Die Hauptbestandteile der Praxis (keiko) des Aikido sind die Übungen, die das ki betreffen, und der Grundsatz von tanren (tanren ho)*.

Die extremste Art der ki-Praxis ist das echte Duell mit dem Tod. Ursprünglich fehlt der Wettkampf, dem man in den meisten Sportarten begegnet, im budo. Der Grund dafür ist, dass im budo ein Wettkampf unausweichlich ein Risiko ernster Verletzungen oder des Todes mit sich bringt. Wer mehr zu sein meint und den Kampf sucht, begeht einen großen Fehler, denn jemanden tödlich zu verletzen, das ist ein ernstes Verbrechen.

Seit Urzeiten ist es in Japan ein leitender Grundsatz des budo, zu vermeiden, seinen Gegner zu verletzen oder zu töten. Das echte budo ist der Weg der wahren Harmonie und die Reinigung des Körpers und des Geistes (misogi). Mit anderen Worten wird das budo durch den Grundsatz geleitet: Bevor man im Sinne der himmlischen Ordnung handelt, muss man sich erst selbst korrigieren und im Einklang mit allen Dingen handeln. Deshalb finde ich es besonders beklagenswert, nach dem Beenden des Unterrichtens feststellen zu müssen, dass das wahre budo, über das ich spreche, von einigen ignoriert und in militaristische Formen der Kriegskünste umgewandelt wird, wie sie sich später in der Geschichte unseres Landes entwickelt haben.

II
Zahlreich sind jene, die denken, dass ich nie verloren, noch Misserfolge gekannt habe. Das ist nicht richtig: In Wahrheit habe ich in der Vergangenheit zahlreiches Scheitern erfahren, mehrheitlich bedingt durch den Mangel meiner Herzensgüte.

Ich begab mich einmal in die Präfektur von Kanagawa, um dort eine Aikidodemonstration zu halten und um die lokalen Polizeitruppen zu unterrichten. Ich bin dort von meinem Partner empfangen worden, der sich als großer Judolehrer fühlte. Im Laufe der Demonstration erklärte ich etwas, in diesem Moment leistete mein Partner Widerstand und ich verletzte mich am Handgelenk. Die Folge dieser Erfahrung war trotzdem eine wichtige geistige Lektion: Nicht dem Weg zuwider zu handeln und weiterhin auf der Liebe meines Partners zu bestehen. Infolgedessen habe ich meine Einstellung völlig ändern müssen und habe wirklich barmherzige Liebe angenommen.

In der Vergangenheit hatte ich einen anderen Misserfolg: Während meiner Reisen durch das Land machte ich Halt in einem kleinen Fischerdorf. Dort begegnete ich einem stämmigen sumo-Kämpfer, der aber Amateur war. Er war gut 1,80 m groß und wog etwa 100 Kilo. Sofort forderte er mich heraus, mit ihm zu kämpfen, was ich akzeptierte. Ich bin nicht geschlagen worden, aber ich war unfähig, ihn wegen seines Schweißes zu fassen, sein Körper war extrem rutschig.

Nach einer kurzen Zeit begannen wir beide, zu ermüden, dann entdeckte ich die mystische Art, jemanden mit nur einem Finger zu beherrschen, indem ich sein ki manipulierte. So entstand das Prinzip von aiki de tanren.

Wenn Sie meine Vergangenheit anschauen, werden Sie feststellen, dass ich viele Misserfolge hatte. Jedoch hat jeder Misserfolg mir eine neue Lektion erteilt oder mir eine neue Technik gebracht, deren Summe die Verwirklichung des Wegs des aiki geworden ist. Zusätzlich zu diesen Geschichten habe ich bewaffnete Angriffe mit bokken und echten Schwertern abwehren müssen, bei denen es um Leben oder Tod ging.

Es sind diese Erfahrungen, die mir erlaubt haben, dem Weg des shugyo** zu folgen, dem ich heute noch folge.


* tanren: die Idee, den Körper zu schmieden und zu polieren. Dieses Konzept ist auch in den traditionellen Karateschulen zu finden.

** shugyo: asketische Disziplin, intensives physisches Training.

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