Michael Masch Bremen

Ich war siebzehn, als ich mit dem Aikido in Kontakt kam …


Michael Masch während unseres Gespräches - 9- April 2015

Weißt du noch, warum du mit dem Aikido angefangen hast?
Michael Masch: Das ist eine häufig gestellte Frage …

Ja.

M. M.: Ich war siebzehn.

Wie alt bist du jetzt?

M. M.: Jetzt bin ich fünfundfünfzig und werde dieses Jahr sechsundfünfzig. Ich hatte im Zivildienst einen Kollegen, der Aikido praktizierte und davon so begeistert war, dass ich mich entschied, es auch zu probieren. Das war in Oldenburg. Aikido war ja noch jung in Deutschland, die Gruppe an der Uni recht klein und schnell entstanden Freundschaften. Wolfgang Sambrowski war unser Lehrer und regelmäßig gab es Seminare mit Gerhard Walter aus Berlin, der mich damals über einige Jahre stark beeinflusste. Es war eine sehr intensive Zeit in der ich  auch Asai Sensei kennenlernte um schließlich zehn Jahre lang bei ihm zu lernen. Bis zu meinem 1. Dan

Der erste Dan, der dritte Dan …

M. M.:  Diese Möglichkeit gab es bei Asai Sensei zu der Zeit nur bei besonderen Verdiensten.

Und der DAB, bzw. R. Brand wollte ihn aus Deutschland ausweisen lassen, oder?

M. M.: Ja, aber es gab große Unterstützung aus Münster und von anderen, durch die er eine Arbeitserlaubnis Ende der 60èr Jahre erhielt. Das war weit vor meiner Zeit und daher kann ich es nicht genauer beschreiben. Es war jedenfalls damals faszinierend und wohl auch wichtig für mich, einen Lehrer zu haben, von dem ich mich ernst genommen fühlte in all meinen Bemühungen auf der Matte. Anfang der 80èr Jahre bin ich dann regelmäßig auf Seminare gegangen, erst mal nur bei Asai Sensei und später kamen dann Noro Sensei, Ikeda Sensei aus der Schweiz, Fujimoto Sensei und Tada Sensei nach Köln oder Düsseldorf. Besonders prägend für meine Einstellung zum Keiko waren in dieser Zeit die Besuche von Yamaguchi Sensei in Mannheim. Dreimal habe ich teilnehmen können.
Diese Erfahrung führten dann zu meinem Entschluss mich , nachdem ich mittlerweile in Bremen bei Rüdiger Keller trainierte, der mich damals sehr unterstützt und gefördert hat, Anfang 1988 mit einer eigenen Gruppe selbstständig zu machen.

’88/’89 ist doch der Bundesverband der Aikidolehrer (BDAL) gegründet worden, oder?

M. M.: Richtig, da war ich mit dabei. Der BDAL hatte sich damals ja in Abgrenzung von Asai Sensei gegründet. Auch so ein bisschen unter dem Motto „Wir sind keine kleinen Kinder mehr, wir machen jetzt alleine. Die Deutschen können auch ohne Japaner.“  Im Verlaufe dieses Trennungsprozesses  kam es dann zu den Dir sicherlich bekannten Verwerfungen mit Asai Sensei und anderen deutschen Aikikai Vertretern wie z.B. Dr. Karl-Friedrich Leisinger, diese Geschichten. Damals … ich weiß gar nicht, ob er noch lebt …

Er ist letztes Jahr verstorben.

M. M.: Oh, er ist gestorben letztes Jahr …
Ein Mann mit unbestreitbaren Verdiensten in den Pioniertagen des deutschen Aikido-Lebens.  Mal abgesehen von seiner persönlichen Art zu kommunizieren, aber das sind halt immer die beiden Seiten der Medaille.
Und mit dem BDAS gab es den großen Aufbruch, der letztlich für mich in der Rückbetrachtung gar keiner war, weil ich feststellte, dass die Trennung und ein Wechsel der äußeren Form nicht gleichzeitig die Weiterentwicklung des eigenen Aikido bedeutet.
Die setzte bei mir erst ein als ich Anfang der 90èr Jahre Tessier Sensei kennenlernte. Durch ihn lernte ich Menschen aus verschiedenen europäischen und nicht europäischen Ländern auf der Matte kennen und entdeckte einen, für mich bis dato unbekannten, neuen, kreativeren Umgang mit Form und Inhalt des Aikido. Es fühlte sich damals nach der „echten“ Befreiung von den „Zwängen“ meiner alten „Asai-Schule“ an. Ungefähr fünf Jahre lang besuchte ich Tissiers Senseis Seminare in Paris und anderswo. Im Jahr 2006 trat ich dann aus dem BDAL aus und seit dem gehört weder mein Dojo noch ich einem nationalen Verband an.
1996 lernte ich Endo Sensei kennen.  Nach einem Aufenthalt im Honbu Dojo übte ich eine Woche lang in seinem Dojo in Saku und entschied mich seinem Stil weiter zu folgen. Über Skandinavien, Frankreich, Österreich, Spanien und seit Anfang der 90ér Jahre Deutschland und die osteuropäischen Länder sowie USA und Russland entstanden mehr oder weniger enge Verbindungen unter seinen Schülern. Hieraus entwickelte sich ein Netz von Lehrern die sich heute jährlich zu einem Judansha Seminar mit Endo Sensei treffen. Er hat diese Treffen den Namen „Kimusubikai“ gegeben.
Diese Länder übergreifende Netzwerke von unterschiedlichen „Aikido-Kulturen“ sind zu einem Dreh- und Angelpunkt meiner Aikido-Praxis geworden. Hieraus sind mehrere engere Freundschaften zu anderen Lehrern hervorgegangen, mit denen mich mehr als nur das Üben auf der Matte verbindet.

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