Steve Magson

… ein Gespräch in Srraßburg Teil 1


Steve zu Beginn unseres Gespräch

Sie sind in England geboren, nicht wahr?

Ja, im Nordosten von England, in Middlesbrough, einer Stadt, die von Schwerindustrie geprägt ist. Es gab dort Kohle und Stahl. Ich stamme aus einer Arbeiterfamilie. Meine Mutter hatte immer zwei Jobs gleichzeitig. Deshalb hat meine Großmutter auf mich aufgepasst, als ich klein war. Als ich anfing, immer schwieriger zu werden, entdeckte meine Mutter, gleich um die Ecke, einen Club der YMCA (Young Men’s Christian Association - Christlicher Verein Junger Männer) in dem es eine Judo-Schule gab. Meine Mutter meldete mich dort an, damit sie mehr Zeit zum Arbeiten hatte. Das war mein erster Kontakt mit den Kampfkünsten, mit sechs Jahren. Der Lehrer war ein Gentleman namens Mr. James William Jackson, wir aber nannten ihn nur als »Sensei«, doch meine Eltern nannten ihn »Mr. Jackson«. Wenn sie von »Mr. Jackson« sprachen, wusste ich nicht wer das war. Schon sehr bald konnte ich eine Verbindung der Kampfkunstarten bemerken – obwohl es für mich schwierig war dies verbal auszudrücken – aber die Kampfsportarten waren für mich sehr interessant. Schon in jungen Jahren, im Kämpfen, Ringen, Ergreifen war dies eine Herausforderung für mich. Kampf mit sich selbst, aber auch mit anderen. Man konnte Spaß haben und die Gegner lächelten dabei. Auch wenn man in Wirklichkeit gelernt und gelernt hat. Das waren meine ersten Schritte in den Kampfkünsten, im Judō.

Das habe ich für drei Jahre bis zum Grüngurt gemacht. Mein Lehrer war ein Schüler von Kenchiro Abbe, der 8. Dan war. Als er uns verließ, gründete er das Kyushindo Judō. Er war von Kano Sensei nach England geschickt worden, um die British Judō Assoziation zu gründen. Er [Mr. Jackson] war zu der Zeit ein 6. Dan im Judo, ein 4. Dan im Karate und, wie er meinte,  ein 6. Dan im Aikidō, was damals eine Seltenheit war.

Etwa 1974, als ich neun Jahre alt war, lud er mich, zu dem Karate-Unterricht am Samstagmorgen ein. Ich musste dann feststellen, dass viele meiner Judō-Freunde auch Karate übten. Wir übten dort Shotokai-Karate, eine Form der dem Shotokan sehr nahe kommt. In der Gruppe waren hauptsächlich Kinder, kaum Erwachsene. Wir haben mit Sai geübt, Tonfa, Nunchaku, Shuriken, Jō, Bo, allen Kobudō -Waffen.  Manchmal hat er uns am Samstagmorgen mit Shuriken beworfen. Wir standen dann einzeln vor einem Brett und sollten die Wurfsterne mit einem Jō abwehren.

Etwa ein Jahr später sollte ich dann zu einer Aikidō-Stunde gehen ... in einer Universität, wo er mittwochabends unterrichtete. Dort fand zuerst eine Judō-Stunde für Fortgeschrittene statt und danach dann Aikidō. Und ich war erstaunt über einige der Schwergewichte in der Judō-Gruppe, doch ich konnte diese zähen Jungs gut festhalten, obwohl ich zu der Zeit Braungurt war. Anschließend war dann meine erste Aikidō-Stunde. Da war ich neun Jahre alt. Das Rollen war kein Problem, aber ich fand es irgendwie seltsam, denn zu der Zeit unterrichtete mein Lehrer nur Kata, es wurden keine Techniken gezeigt. Man musste erst Kata lernen. Nach einigen Nachforschungen fand ich heraus, dass Mr. Jackson drei Jahre lang in Paris gelebt hatte und dort Schüler von Minoru Mochizuki Sensei und Nakazono Sensei gewesen war.

Das muss um 1960 gewesen sein.

Ich habe irgendwo ein Video auf dem ich Aikidō übe. Ein Freund von mir, der heute auch ein 7. Dan ist, Mr. Philip Smith aus Birmingham, hat es gesehen und sagte: »Das ist der Stil von Noro Sensei.« Ein Stil, der sich durch ausladende Bewegungen auszeichnet. Ich habe mit dem Aikidō weiter gemacht, aber eher als Hobby, um die Pausen zwischen dem Judo- und Karate-Training zu füllen, das ich fünfmal in der Woche übte. Mit dem regelmäßigen Aikidō-Training übte ich dann also sechs Tage in der Woche.



An einem Samstagmorgen ging ich zum Judō, ich war 19 Jahre alt und ich hatte einen Gelbgurt im Aikidō. Und er warf mir einen Schwarzen Gürtel zu. »Wofür ist das?« Ich war drauf und dran meinen Braunen Gürtel abzunehmen. Es gab damals keine formalen Prüfungen im Judō. Wir haben das Randori gemacht und so etwas. Er sagte: »Oh, das ist für Aikidō.« Das hat mich umgehauen. Ich habe in diesem Stadium meinen Schwarzen Gürtel bekommen. Ich hatte das Gefühl ich schummle.  Ich weiß nicht, warum es so seltsam war. Aikidō zog mich magnetisch an, doch ich hatte nicht das Gefühl, dass ich es zu meiner Leidenschaft machen könnte.  Zu der Zeit war Judō meine Liebe.

Sie sind jetzt 50?

Dieses Jahr werde ich 51 [2017] und ich übe seit 45 Jahren die Kampfkünste.

Mein Lehrer verstarb im Alter von 54 Jahren, also ziemlich jung. Ich war Shodan im Aikidō, Nidan im Judō, Nidan im Karate; alles bei ihm, alles nur innerhalb unseres Clubs. Es war eine private Angelegenheit. Alle Erwachsenen wollten das Training beenden. Aber ich wollte das nicht. Also wollte ich – selbst erst 21 Jahre alt – den Club führen. Das war schwierig, da die meisten meiner Schüler älter waren als ich. Aber ich war ratlos, denn mein Lehrer war während seiner ganzen Karriere unabhängig gewesen, was zu diesem Zeitpunkt auch meine gesamte Karriere umfasste. Ich dachte also: »Was soll ich nur tun?« Ich stieß in einer Zeitschrift namens »Combat«, die es damals gab, auf eine Anzeige für das 4. Internationale UKA [Veieinigtes Königreich Aikikai]  Sommer-Camp. In der kleinen Anzeige war ein Bild von Mr. William Smith, der zu der Zeit Shidoin, ein 5. Dan war. Und da war auch T.K.A. Chiba, 7. Dan. Ich war noch nie einem Shihan begegnet oder auch nur einem japanischen Lehrer.   … Lesen Sie mehr in Eition 94DE

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