Gespräch mit Harry Liengme aus Täuffelen bei Biel-Bienne/CH.

…1969 begann ich mit dem Aikido, das war aber noch Mochizuki-Aikido. Dann folgte 1973 die erste Begegnung mit Tamura Sensei.

Harry Liengme auf einem Seminar mit Tamura Sensei in Lausanne/CH.
Harry Liengme auf einem Seminar mit Tamura Sensei in Lausanne/CH.

Harry, 20 Jahre Präsidentschaft der Fédération Suisse d'Aikido – »FSA«, was aber gibt es über Dein Aikidoleben zu berichten?

Wir wollten Tamura Sensei einladen. Dessen Reaktion war, dass er sich nur von einem Verband in ein anderes Land einladen liesse. So wurde ich vor 20 Jahren Mitbegründer des Verbandes »FSA«, was erst aber einmal auf die Beine gestellt sein will. Dies will heissen, wir haben die Statuten in intensiver Abendarbeit erarbeitet.

Es war ein langsames Wachsen, bis dann endlich Solothurn, Klein Basel und Daniel Brunner mit seinem Club zu uns stiessen, dann Zürich, Lausanne, Meilen, Lugano … es war eine traditionelle Entwicklung, entweder eröffneten Schüler ein neues Dojo, oder Leute, die sich bei uns wohlfühlten, traten dem Verband hinzu. Aber natürlich gab es auch Leute, die der Meinung waren, dass es nicht das war, was sie suchten, und haben uns dann wieder verlassen.

Unsere Mitglieder bezahlen weniger für die Stages. Das war und ist für uns immer ein wichtiger Punkt gewesen. Dies brachte uns zwar Kritik ein, aber damit konnten wir immer leben, es soll ein kleiner Anreiz für eine Mitgliedschaft in unserem Verband sein. Wir wollten immer ein Verband sein, der die Ausübung von Aikido unterstützt. Ein Verbandsmitglied soll also nicht auch noch finanziell belastet, sondern unterstützt werden. Da die Stages defizitär sind, werden die Gelder der Mitgliedschaften dafür verwandt.

So haben sich für mich persönlich, um so einen Schwenk zu dem zweiten Teil Deiner Frage zu machen, zwei Punkte verwirklicht. Wir und auch ich haben irgendwann erkannt, dass wir im Sinne des Begründers Aikido praktizieren wollten, und in Tamura Sensei haben wir einen würdevollen Vertreter dieser Linie entdeckt, zumal Tamura Sensei in einem noch formbaren Alter bei O Sensei lernte und Ueshiba selbst bereits seine absolute Reife erreicht hatte. Damit kritisiere ich andere Schüler von O Sensei nicht, sondern stelle eine günstige Alterskonstellation von Tamura zu O Sensei fest.

Heute passiert es, dass Tamura irgendwelche Spielchen macht. Wenn du ihn fragst, dann sagt er, das habe er von O Sensei abgeschaut, der habe das damals so gemacht. Letzthin sah ich, wie er einzelne Muskeln übte.
Ja und der Kontakt zu Yamada Sensei hat sich zwangsläufig für uns ergeben. Das ist so gewachsen. Wir möchten das gewisse Handwerkliche erlernen.

Leider sind Hierarchien unter den Schülern von O Sensei feststellbar, die im Grunde gänzlich unvorstellbar sind, aber damit muss man wohl leben.

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