Interview mit Daniel André Brun aus Bordeaux - AJ N° 53D

Daniel André BRUN geboren 1925 in Bordeaux. 1948 begann er Judo zu praktizieren, was er bis 1980 beibehielt,

Monsieur Brun 2006.
Monsieur Brun 2006.

Wissen Sie noch, wann Sie mit Aikido in Berührung kamen, es anfingen zu praktizieren?

Damals kam eine Gruppe Japaner nach Frankreich, unter ihnen waren Mochizuki, Kawashi, Michigami und Tadashi Abe. Sie zeigten eine Demonstration bei der Polizei, um diese zu schulen, so habe ich zum ersten Mal das Wort Aikido gehört.
Zu viert hat man uns dann einen Stock in die Hand gedrückt, und wir sollten angreifen. Mochizuki klatschte in die Hände, und wir fanden uns auf dem Boden wieder. »Das ist Aikido«, wurde uns gesagt.


Sie haben vorher Judo praktiziert?

Ja ich habe 1946 mit Judo angefangen. Den ersten Dan habe ich 1952 erhalten. Als ich 5. Dan war, agierte ich auch als internationaler Schiedsrichter.

Ja, mit Judo habe ich begonnen, und wegen Tadashi Abe begann ich mit Aikido. Vorher haben wir aber darüber diskutiert, weil er eben auch jung war, und sehr gut Französisch sprach. So hatte er nicht die Allüren, wie man es sonst bei den Alten erlebte.
Andererseits kam er vom Militär, kein Kamikaze wie man oft hört, er hat früh genug aufgehört.

Durch Tadashi Abe habe ich Aikido gelernt. Ich bin einmal im Monat nach Paris gefahren und habe mit ihm drei oder vier Tage ganz allein trainiert, bis kurz bevor er nach Japan zurückkehrte. Es waren wohl vier, fünf oder sechs Jahre.


Hatte er ein Dojo in Paris?

Ja, das war im 13. Arrondissement, im Boulevard Blanqui und hies »Judo Club Français«. Dort waren Maître Kawashi, der Judo unterrichtete, und Maître Tadashi unterrichtete morgens je zwei Stunden Aikido. So habe ich mit Aikido begonnen. Judo praktizierte ich aber weiterhin, bis zum fünften Dan, dann hatte ich einige Differenzen mit den Leitenden des Verbandes… .


Hat Tadashi Abe Sie graduiert?

Ich habe in Paris ein Prüfung abgelegt, erst musste ich eine französische Prüfung ablegen, das ist bei uns so. Dann erhielt ich von ihm 1954 den Sho-dan, der auch im Aikikai eingeschrieben ist.

Ich habe dann, weil es ja im Aikido keinen Wettkampf gibt, einige Demonstrationen gezeigt, dort hinein kann man ein wenig Kampfähnliches zeigen. Wir haben ja keine Feinde, sondern Partner.

Nach Tadashi sind noch einige andere Japaner gekommen, z. B. der Sohn von Mochizuki. Aber sein Vater, das war ein Samurai. Der ja jetzt auch leider verstorben ist.

Dann reiste Monsieur Nocquet – er lebte damals in Bordeaux, weil es für ihn im Judo nicht so gut lief – nach Japan, um mit Morihei Ueshiba direkt zu trainieren. Nocquet liess sich danach in Paris nieder, weil in Bordeaux kein großes Interesse an Aikido herrschte. Monsieur Nocquet war kein Kumpel, aber ein Freunde, wir waren Freunde André und ich. Seinerzeit war es ein wenig leben »a la bohème…« Dann hat er sein Dojo gehabt, und ich hatte meins.

Ich war damals einer der ersten Judolehrer in Frankreich, ich habe schon als Braungurt unterrichtet. Das war in einem sehr grossen Club in Bordeaux. Später habe ich dann in einem Gemeindesaal mein Dojo eröffnet. Bis zu meiner Pensionierung – ich war Beamter der Stadt Bordeaux – unterrichtete ich dort.

Mittlerweile hatte ich die Niveauleiter erstiegen: 2., 3., 4. und 5. Dan., und bin internationaler Schiedsrichter in Barcelona geworden. Das habe ich dann fortgesetzt, und es zeigte sich, dass vom dem Team, zu dem ich seinerzeit gehörte, ich einer der wenigen Überlebenden bin. Ich weiß nicht, wie alt Pierre Chassang [Interview Aikidojournal N° 22F a.d.R.] aber ich bin 82 Jahre! Als ich begann war der Präsident des Verbandes [Judo] Bonnet-Maury, et Meister Kawashi war technischer Direktor.

In unserem Dojo in Bordeaux haben wir tägliches Aikidotraining angeboten. Ich war dann natürlich nicht mehr allein, ich hatte viele Helfer im Dojo, sonst hätte ich das nicht schaffen können.


Haben Sie auch mit anderen japanischen Experten, wie Noro oder Tamura zusammen gearbeitet?

Nein, nur mit Tadashi Abe. Ich habe 1985 einen europäischen Verband ins Leben gerufen, wir arbeiteten mit vielen Ländern zusammen, wie z. B. England, Rumänien, oder Deutschland… Das erste Land war Rumänien, wir arbeiten bis heute zusammen. In diesem Rahmen, haben wir die wettbewerbsfähige Demonstration eingeführt. In Aikido gibt es keinen Wettbewerb, aber ich habe die wettbewerbsfähige Demonstration von kata für katana geschaffen. Darin haben wir keinen Feind, nur Partner. Das katana hat nichts, mit dem Aikido zu tun. Es sind zwei gut trennbare Dinge. Die Grade sind gesondert: man kann 1. dan in katana seien ohne 1. dan im Aikido zu sein. Es ist eine Arbeit die man alleine macht, aber auch zu zweit, aber dann mit größer Distance, um sich nicht zu verletzen. Es ist eine Kunst, die Waffe zu ziehen und sie wieder in die Scheide zu schieben. Es ist eine Bereicherung für den Körpers.

Ich habe jede Woche drei oder vier Mal Aikido trainiert, ausser wenn etwas Dringendes dazwischen kam. Ich habe immer Judo und Aikido praktiziert, nur als ich noch jung war, da habe ich Gymnastik gemacht.
Also über 40 Jahre habe ich Aikido und noch etwas länger Judo praktiziert.


Tadashi Abe war also Ihr einziger Aikidolehrer?

Ja.

Ich hatte in meiner Jugend eben auch ein wenig Iai-do trainiert, und diese Arbeit hat mich fasziniert. Wir haben das dann mit den anderen Ländern in unserem Verband ausgearbeitet und verschiedene Kata-Formen entwickelt. Das hat natürlich nichts mit Aikido zu tun, das möchte ich doch richtig verstanden wissen. Das müssen Sie wie eine zusätzliche Disziplin sehen.
Wir haben verschiedene Formen in dieser Arbeit: alleine oder zu zweit, mit größerer Distanz oder näher, etc. …


Vielen Dank für das Gespräch


Links:
Confédération Européenne d’Aïkiddo : http://www.cea.ro/
Fédération Française d’Aïkido Traditionnel : http://www.aikido-fat.com

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