Erste Gespräch mit Katsuaki Asai Sensei, Düsseldorf 1997.

der erste 8. Dan Aïkido in Deutschland – und der jüngste 8. Dan in der Welt

K. Asai in Mailand 2004.
K. Asai in Mailand 2004.

Herr Asai, Sie sind zu Beginn dieses Jahres zum 8. Dan ernannt worden, dazu möchte ich Ihnen jetzt hier, ich denke ich kann auch im Namen aller Leser von Aïkido sprechen, die besten Glückwünsche aussprechen.

Vielen Dank für Ihre Gratulation.

Früher sagten Sie uns einmal, daß Sie der jüngste hochgraduierte Danträger seien. Damals mit 24 Jahren sind sie, als 4. Dan, nach Deutschland gekommen.

Mit 23, nicht mit 24 Jahren bin ich nach Deutschland gekommen und war 4. Dan, das ist richtig.

Wissen Sie, ob Sie der jüngste 8. Dan sind?

Ja, ich bin heute der jüngste 8. Dan.

In welchen Alter haben Sie mit Aïkido angefangen?

Mit 13 Jahren.

Wie lange konnten Sie und Morihei Ueshiba trainieren?

Bei Meister Ueshiba war ich genau 10 Jahre, von 1955 bis 1965.
Ihr erstes Dojo in Deutschland war wo?

Das erste Dojo war in Münster im Polizeisportverein. Er war der 1. TV Polizeisportverein, und dann wurde später der Aïkikaï Münster gegründet. Das war dann eine eigene Gruppe.
Erst 1972 habe ich mein eigenes Dojo in Düsseldorf eröffnet.

Das Dojo in der Augustastrasse haben Sie wann eröffnet?

Oh, das ist schon 12 Jahre her, das habe ich 1985 eröffnet.

Ich habe einmal versucht, Sie dort zu finden. Aber ein Polizist hat mir wegen des Einbahnstraßensystems davon abgeraten.

Na sowas, es ist ganz einfach zu finden. In Richtung Norden 2 Stationen mit der S-Bahn und dann 5 Minuten zu Fuß.

Schade, die Worte des Polizisten haben mich damals, auch wegen des Verkehrs, sehr »überzeugt«. Was hat Sie in Ihrer technischen Entwicklung, nachdem Sie Japan verlassen haben, am meisten beeinflußt? Sie waren 4.Dan, aber doch auf sich alleine gestellt. Sie sagten einmal, daß wenn Sie damals jemanden graduieren wollten, erst Meister Noro und Meister Tamura fragen mußten.

Ja, Meister Noro und Meister Tada.
Der meiste Einfluß kam von Meister Noro, das ist klar. Ja, Ja.

Ihr Kontakt zu Monsieur Noro wurde von einigen japanischen Meistern nicht gerne gesehen, sie baten sogar den Doshu um Verständnis dafür, da Sie M. Noro schon so lange kennen...

Ja, die jüngeren Leute kennen ja Meister Noro überhaupt nicht.

Herr Asai, große Bewegungen: es heisst immer, dass grosse Bewegungen im Aïkido ineffektiv seien?

Nein, wissen Sie, ich lasse grosse Bewegungen üben, weil es viel schwieriger ist, sich gross zu bewegen ohne »abzuschneiden«, das ist wahnsinnig schwer ohne ekkige Bewegungen zu machen. Das schult das Gleichgewicht und die Körperhaltung. Das ist wichtig für die Balance.
Schnelle Bewegungen mit immer kleiner werdenden Durchmesser sind einfach, viel leichter. Wer aber immer kleine Bewegungen ausführt, der hat es sehr sehr schwer sich groß zu bewegen.
Langsam und groß bewegen, damit jeder Fehler genau zu sehen und zu erkennen ist. Deshalb lasse ich große Bewegungen ausführen.Schnelle Bewegungen und kürzere Bewegungen sind dann, wenn der Durchmesser immer kleiner wird, das ist gar kein Problem.

Als ich 1983 wegging, gaben Sie mir später, als ich Sie in Paris bei Meister Noro besuchte, die Adresse von Meister Tamura. Seitdem kann ich bei Meister Tamura trainieren. Ich hatte aber wahnsinnige Probleme, mit diesen Bewegungen klar zu kommen. Zumindest am Anfang, das heißt weg von den großen Bewegungen, hin zu den kleinen Bewegungen....

Na klar, weil der Partner, der Franzose sich nicht mit bewegt (großes, langes Lachen).
Da müssen dann kleine kurze Bewegungen gemacht werden. Tja, so ist das.
31 Jahre Aïkido in Deutschland haben natürlich auch Sie verändert.

32 Jahre.

Oh, pardon. Was meinen Sie, hat Sie in Ihrer Entwicklung, ich meine in Ihrer persönlichen Entwicklung, nicht im Aïkido, am meisten geprägt. Sie sind Japaner und werden es auch bleiben, aber die Einflüsse sind trotzdem da?

Ja klar, wenn man so lange in Deutschland lebt. Man lernt, was die deutschen Leute denken und wie ihre Mentalität ist, das verstehe ich heute fast besser, als die in Japan lebenden Leute. Es ist ja auch klar, solange ich in Deutschland lebe, da muß ich die Mentalität und die Gewohnheiten akzeptieren und muß mich angepaßt verhalten. Aber ich bin Japaner, obwohl ich seit über 30 Jahren hier in Deutschland bin.

Ich erinnere mich, wie Sie einmal auf einem Winterlehrgang in Ratingen von Ihren Verletzungen erzählten, die Sie sich auf dem mattenlosen Dojoboden zugezogen haben. Haben Sie sich viele Verletzungen zugezogen?

Obwohl wir ohne Matten trainierten, hatte ich keine Verletzungen. Keine schweren. Nein, in Japan eigentlich nicht. Nichts größeres. Erst hier in Europa. In Stockholm auf einem Lehrgang, da gab es im linken Kniegelenk Probleme. Das hat lange gedauert, einige Jahre hatte ich Schwierigkeiten. Aber zur Zeit ist meine Körper in Ordnung. Gar kein Problem.

Hat sich Ihr Aïkido hat sich in den letzten 32 Jahren verändert.

Ja klar. Total verändert.

Weicher?

Ja, die Bewegungen.

War es früher härter?

Ja, viel härter. Ja, und ich war jung. Ich wollte eigentlich nur 3 Jahre bleiben, und da sollte innerhalb dieser Zeit mit alter härter japanischer Trainingsmethode etwas aufgebaut werden. Das war natürlich zu hart. 3 Jahre waren zu kurz. Na, und dann bin ich länger geblieben, und dann brauchte ich mich nicht mehr zu beeilen.

Früher, im Dojo in Köln in der Ehrenstraße, haben Sie uns mit Eisenstange Suburi und »Häschen hüpf« spielen/ üben lassen. Machen Sie das immer noch?

Ja, mit Kindern. Mit Erwachsenen mache ich das nicht mehr, denn da kommt ja keiner mehr mit. Nee?

Sind die Deutschen alle zu dick?

Nicht zu dick, zu faul. Sie sind alle zu faul geworden. (langes Lachen)

Ein Wort zu Kinomichi. Sie sind ja doch sehr eng mit Meister Noro verbunden und zweimal im Jahr in Paris.

Einmal.

Einmal, gut. Und Meister Noro ist mindestens einmal bei Ihnen. Können Sie uns was zu Kinomichi sagen?

Nein, das tue ich hier nicht. Da müssen Sie schon besser selbst Meister Noro fragen.

Herr Asai, ich bedanke mich für das Gespräch.
Horst Schwickerath

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